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Erobique hat ein neues Projekt: Bei den Hamburg Spinners orgelt er zusammen mit Kiezmusikern Hammond-Funk wie einst Booker T. Entstanden ist ein St. Pauli-Soundtrack aus vergangenen Zeiten, die aber immer noch präsent sind.

Nach dem Online-Neujahrskonzert, nach Babyman, nach dem Projekt mit Jacques Plaminger und Sängerin Yvon Jansen, nach den Tatortreiniger Soundtracks und nach Carsten und Carsten, hat Carsten Meyer, aka Erobique eine neue Band: The Hamburg Spinners.

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Zu ihm und seiner fetten Hammond B3-Orgel (mit Leslie) gesellten sich im Hamburger Studio: Dennis Rux an der Gitarre, sowie David Nesselhauf am Bass und der Drummer der lokalen Band The KBCS Lucas Kochbeck.

Kopieren ohne zu kopieren

Die vier gestandenen Hamburger Musiker kopieren ohne zu kopieren. Sie haben Spaß zu spielen und die Hammond-Orgel steht im Mittelpunkt. Was liegt näher als der Sound von Booker T. & The M.G.’s? Bei dem Stück „Pharisäer“ wurde der Mega-Basslauf von Booker T.’s „Time is Tight“ stibitzt, ansonsten hat man das Gefühl, dieses oder jenes schon mal gehört zu haben, ohne exakt darauf zu kommen. Carsten spielt seine luftigen 70er-Jahre Sommerferien-Läufe und Melodien auf der Orgel, die so typisch Erobique sind (Palmaillerennen, Der Optimist). Wenn es sich dabei um einen TV-Soundtrack handeln würde, dann auf jeden Fall in Farbe und nicht in Schwarz-Weiß. Wie Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt von Ingfried Hoffmann. Man hört die Liebe zu Soundtracks immer heraus.

Was man allerdings sagen muss, ist, dass die Hamburg Spinners nicht heavy oder dreckig spielen, wie man es auf vielen Aufnahmen unbekannter Funk-Bands mit Hammond-Orgel, zumeist Trios, hören kann. Die Hamburg Spinners spielen funky, exakt, aber etwas lame oder mopsig, aber ich denke, das ist beabsichtigt.

Bambule in der Thadenstrasse“ bezieht sich auf eine Straße, die vom Millerntor/Heiligengeistfeld St. Pauli nach Altona führt. Mit Bambule könnte irgendwas zwischen St. Pauli-Spiel und Hamburger Dom gemeint sein. Überhaupt ist mit „Skorpion im Stiefel“ eine echte Hamburg-Platte entstanden, eigentlich ein St. Pauli-Soundtrack aus vergangenen Zeiten, die aber immer noch präsent sind.

Eine „In-Kraut“-Platte

Man könnte die Platte auch als eine „In-Kraut„-Platte bezeichnen, im Geiste der fetten, ruhigen 60er/70er Jahre eingespielt. Witzigerweise sind die Titel alle in Deutsch gehalten, was mich an Amiga-Aufnahmen, z.B. „Hackepeter„, „Aladin“ oder „Derby“ von der Theo Schumann Combo oder Günther Fischer aus der Zeit erinnert. Sie mussten allerdings die Verbote umgehen, dekadente Musik aus dem Westen aufzuführen, deswegen verwandten sie deutsche Titel ihrer imitierten Stücke.

Skorpion im Stiefel gibt es nur digital oder auf Vinyl, eine CD wurde nicht hergestellt. HHV.de bietet farbiges Vinyl an, sehr schick und sehr schön zum Cover passend in rot-schwarz. So macht farbiges Vinyl Sinn!

https://hamburgspinners.bandcamp.com

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Heidi Brühl war 1969 dabei, ihre internationale Karriere zu starten. Bei einem Stop in London nahm sie einen starken Berlin-Song in Englisch auf.

Dieser Clip wurde fett und krachig von der 60er-Jahre Original-Single eingespielt: Heidi BrühlBerlin. Aufgenommen 1969 in London, kurz vor Heidi Brühls Sprung in die USA, wo sie ins Film- und Showgeschäft einsteigen wollte.

Berlin“ ist nur die B-Seite der Philips-Single „The Drifter„, einer eher folkig- seichten Feel-Good-Hippie-Nummer. Dabei ist „Berlin“ die heimliche A-Seite, weil das Stück eher für die Großstadt-Tanzflächen gemacht wurde: fett orchestriert, mondän und etwas schäbig, extrem lässig gesungen mit Akzent. Eine fette Mod-Granate im Stil des Swingin‘ London, orchestriert von Keith Roberts.

Der Song feiert die Stadt Berlin als Sehnsuchtsort für Abenteuer und Liebe. Und Berlin war das am Ende der Sechziger Jahre vielleicht mehr als heute.

Auf Discogs kann man die Single Heidi Brühl – The Drifter im Schnitt für 600€ bekommen. Ein Reissue gibt es (noch) nicht. Der Titel ist aber auf auf den Compilations „Funky Fräuleins“ und „The In-Kraut Vol.1“ zu finden.

Vor 10 Jahren hatte schon mal das sehr gute Musikblog „Mutantenmelodien“ über dieses Stück geschrieben.

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Jazz mit dem Dudelsack

Mit dem Dudelsack Jazz spielen? Eigentlich wie gemacht dafür, könnte man meinen: qietschig und nervig. Aber nur wenige haben es bisher gewagt. Rufus Harley war einer.

Der Dudelsack hat nicht nur für Jazzmusiker ein problematisches Image: Ein primitives, mittelalterliches, dröhnendes Bauerninstrument mit sirenenhaftem Ton. Seit dem 19. Jahrhundert vornehmlich von steifen Schotten in Uniform und Gleichschritt gespielt. Und dann dieser durchdringende Ton, der manche Leute zum Durchdrehen bringt! Wie eine Blockflöte, nur nerviger. Kein Ansatz? Geh weg!

Was etwas verwegen bis unvorstellbar klingt, funktioniert tatsächlich: Jazz mit dem Dudelsack. Denn eigentlich klingt ein Dudelsack eher wie ein orientalisches Instrument, denn ein schottisches.

Gunhild Carling swingt mit Dudelsack

Neulich bin ich über ein beeindruckendes Video gestolpert: Es zeigt die glitzernde Blondine Gunhild Carling vor einer Swing-Band mit einem Dudelsack ein extrem hottes Solo blasen. Die schwedische Multi-Instrumentalistin kann aber auch drei Trompeten auf einmal spielen. Seht selbst, mit blonder Perücke und engem Glitzerkleid macht Gunhild Carling die Show und verblüfft die Zuschauer.

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Gunhild Carling – Bagpipe Blues

Sucht man etwas weiter, stößt man schnell auf Rufus Harley, der in den Sechziger Jahren den Dudelsack in den Jazz eingeführt hatte. Sein Dudelsack-Erweckungserlebnis hatte er, wie er sagte, bei der Beerdigung von John F. Kennedy: Dort marschierte eine neun Mann starke Abordnung Dudelsackpfeifer der schottischen Black Watch of the Royal Highland Regiment mit im Trauermarsch. Kolportiert wird u. a. auf Wikipedia, dass es sich um afroamerikanische Musiker gehandelt haben soll, was aber nicht stimmen kann, wie man in diesem Bericht der Piping Press lesen kann. Jedenfalls glaubte Harley, dass das Instrument ein sehr altes, genuines Instrument aus dem „Motherland“ Afrika ist und baute es in sein afrozentriertes Weltbild ein. Tatsächlich soll sich die älteste Darstellung einer Sackpfeife auf einem hethitischen Relief aus Alaca Höyük (vor 1200 v. Chr.) befinden.

Effekthascher?

Jedenfalls begann er Ende 1963 dann das Sackblasen, eine Zeit, in der viel ausprobiert und experimentiert wurde. Zudem wurde der Jazz in jener Zeit aus seinem starren Korsett befreit. Rufus Harley hatte als Saxophonspieler zu der Zeit viel Konkurrenz, auch deswegen wechselte zum Dudelsack, zur Sackpfeife. So hatte er ein Alleinstellungsmerkmal und versuchte das Dudelsackspiel mit dem sich öffnenden Jazz zu verbinden. Mit dem Produzenten Joel Dorn hatte Harley einen Protegé und veröffentlichte auf Atlantic Ende der Sechziger Jahre fünf Alben. Diese fanden bei Kritikern Anklang, doch die Jazzszene blieb distanziert. Man hielt ihn wohl für einen Effekthascher.

John Coltrane und Muhammed Ali interessiert

Sonny Stitt und Herbie Mann waren zumindest begeistert und engagierten ihn für einige Aufnahmen. 1974 spielte er mit Sonny Rollins beim Jazzfest Berlin und wurde ausgebuht. Aber: John Coltrane zeigte sich interessiert und ließ sich das Instrument und die Technik, es zu spielen, zeigen. Ebenso Muhammad Ali. Zum Sound: Man kann die großen, eintönigen Tröten (Bordunpfeifen) einzeln abschalten.

1972 veröffentlichte Rufus Harley auf dem eigenen Label Ankh Records das Album „Re-Creation of the Gods„, das spirituell, deep, funky und psychedelic ist, teilweise elektrisierend übersteuert. Eine Entdeckung! Der Track „Crack“ stammt von der CD, auf dem Original-Album ist er nicht enthalten. „Gods and Goddessess“ stammt ebenfalls von „Re-Creation of the Gods„.

Der „Bagpipe Blues“ stammt vom gleichnamigen Album von 1965 „Bagpipe Blues„. Auch geil: „Feeling Good“ vom 66er-Album „Scotch Soul„.

Es lohnt sich jedenfalls, in die Platten reinzuhören. Einen sehr guten Überblick über seine Veröffentlichungen bei Atlantic bekommt man mit der auf Rhino erschienenen erstklassigen CD-Compilation „Rufus-Harley – Courage – The Atlantic Recordings„.

Zusammenfassung: Sein bestes Album „Re-Creation of the Gods hat Rufus Harley in Eigenregie ohne die Zwänge einer Plattenfirma aufgenommen.

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Rufus Harley – Crack (vom 1972er Album „Re-Creation of the Gods“)

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Rufus Harley – Gods and Goddesses (vom 1972er Album „Re-Creation of the Gods“)

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Rufus Harley – Feeling Good

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Rufus Harley – Bagpipe Blues

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kolt. liebt dich und Albert Hofmann

Schon seit über 18 Jahren produziert die kleine Manufaktur kolt. am Treptower Park Drucke auf ausschließlich fair gehandelten T-Shirts, Mützen usw. Mit dabei: Das oben abgebildete „Albert Hofmann“- Motiv. Und der Merch von Kater Mukke. Denn: kolt. liebt dich und Albert Hofmann!

Ist euch schon mal dieses geile T-Shirt-Motiv aufgefallen, das den oberflächigen Betrachter auf den ersten Blick in die Irre führen lässt? Nennen wir es „Albert-Hofmann-Motiv“, denn es ist dem Logo eines großen Sportbekleidungsherstellers nachempfunden. Aber es zeigt auch die Liebe zu LSD und dessen Entdecker.

Vorsicht bei Markenrechten

Bei Markenrechten muss man vorsichtig sein, auch wenn es in diesem Fall klare Werbung für die Marke ist: Deshalb wurde das Original-Logo, das einen halben Tennis- oder Basketball oder zwei Skier-Spitzen darstellen soll, zu einer halben Scheibe Zitrusfrucht oder eine untergehende Sonne umgestaltet (was außerdem viel besser aussieht und besser passt: „Strahlemann und Söhne“).

Laut eines Berichts im Handelsblatt erlebt dieser Sportler-Ausstatter gerade wieder eine Renaissance durch „Influencer“ auf Instagram und Zalando. Und ich bin mir sicher, dass auch die Verbreitung dieses Motivs dazu beigetragen hat. Denn diese Coolness hat die italienische Marke (die jetzt in britischem Besitz ist) nicht, wenn ich mich so durch den Instagram-Account scrolle…

Dieses Sujet und auch viele andere können Interessierte bei kolt. ordern. Bei dem Label kolt. wird Fairness und der Servicegedanke groß geschrieben: Alle Motive können kombiniert, oder selbst gestaltete mitgebracht werden. Oder die Lieblingskleidung zum Bedrucken!

Auch größere Auflagen können hergestellt werden. Schaut mal rein, auch persönlich!

https://www.koltliebtdich.de

https://www.instagram.com/koltliebtdich/

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