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Grateful Deads „Wall of Sound“ als funktionierendes Modell

Der Gitarrenbauer Anthony Coscia aus Sandy Hook in Connecticut hat die Corona-Zeit genutzt, um sich einen Traum zu erfüllen: Er hat das berühmte PA-Soundsystem der Grateful Dead, die Wall of Sound, im Modell 1:6 nachgebaut. Auf seiner Facebook-Seite Petite Mur De Son – Mini Wall of Sound konnte man den Entstehungsprozess über Monate mitverfolgen, nun ist sie fertig geworden! Und das beste daran: Sie ist voll funktionsfähig!

Die Bühne ist im Modell etwa drei Meter breit, die Lautsprecher türmen sich ungefähr zwei Meter hoch. Anthony hat 390 Lautsprecher verbaut und einzeln verkabelt. So kommt er auf eine Leistung von 800 Watt, die er mit mit der interessanten Technik von Class-D-Verstärkermodulen antreibt.

Detailgetreu

Vor allem die Detailtreue fasziniert: die Gerüste, die Racks mit den Macintosh-Verstärkern, aber vor allem der gebogene charakteristische Cluster in der Mitte (Line Array), über den der Gesang wiedergegeben wurde. Man achte auch auf die Doppel-Mikrophone, die benötigt wurden, um Rückkopplungen zu vermeiden.

Anthony möchte das Modell für einen guten Zweck irgendwo hinstellen, wo Menschen Zugang haben, in ein Museum, an einen Veranstaltungsort oder ähnliches. Zudem hat er eine Spendensammlung für HeadCount organisiert, die versucht, Wähler in den USA mithilfe von Musik zu rekrutieren. Die Dead-Familie hat sich dort auch schon engagiert. Ein unbekannter Spender hat bereits 100.000 $ in den Topf gelegt (!).

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Grateful Deads Wall of Sound gilt als der Heilige Gral der Konzertbeschallung. Diese PA wurde exklusiv für Grateful Dead konzipiert und zusammengelötet und war von 1974-1976 im Einsatz. Die Idee entstand als Reaktion auf den oft schlechten Sound in den Konzerthallen, in denen Grateful Dead spielte. Ein weiterer Grund: Auf LSD hörst du alles noch besser. Drogen- und Soundmastermind Owsley Stanley („Bear„) hatte die Vision und setze sie um.

I evolved things like the Wall of Sound, where everything had a single source. There were no distributed sources. There were single rows of speakers for instruments; there was a single cluster for the vocals; and a single cluster for the piano. Everything had a point source, or a line source. And it was totally coherent. You could go back hundreds of feet and it was clean and coherent – it didn’t sound like a giant transistor radio.

The Wall of Sound system was a result of my desire to return all the power and control to the musicians, by putting the speakers behind them. Everything that went to the audience they (the band) were fully aware of because they were imbedded in that sound-field.

Owlsley Stanley

Grateful Deads langjähriger Soundingenieur Dan Healy beschreibt es in einem Interview so:

“The Wall of Sound was a turning point in the entire world of sound reinforcement,” Healy admitted. “By end of the ’60s, myself and others like me had hot-rodded it and milked every nuance out of [existing P.A. systems] … We had to move to a whole new concept, scrap everything and start over. That was the purpose of the Wall of Sound. And while it in itself wasn’t that successful, the endeavor, the goal of it was completely successful: completely rethinking and revamping the entire approach to sound reinforcement.”

Dan Healey, Interview Pollstar, März 2020

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Techniker ausgelaugt

Die Wall of Sound war die erste große PA mit Line Array-Technik. Es wurden drei Trucks zum Transport benötigt, 15 Leute, um die Anlage aufzubauen; und das war einem Tag kaum zu schaffen. Dazu kam leider eine gewisse Anfälligkeit, sodass viel Zeit in Reparatur und Pflege investiert werden musste. Die Roadies und Techniker waren nach kurzer Zeit ausgelaugt. Der Aufwand war einfach zu groß.

Ich stelle mir vor, dass die Wall of Sound gar nicht soo laut war (wie heute eine PA bei den meisten Konzerten), dabei aber sehr voluminös, akzentuiert und klar. Das war mir auch beim meinen Grateful Dead-Konzerten aufgefallen, die ich miterleben durfte.

Die Wall of Sound erklang das erste Mal am 23.03.1974 im Cow Palace in San Franzisko, also fast genau vor 47 Jahren.

Hier ein Mitschnitt: https://archive.org/details/gd1974-03-23.sbd.clugston-orf.1995.sbeok.shnf/gd74-3-23Newd1t02.shn

Im Grateful Dead Movie ist die Wall of Sound im Einsatz zu sehen.

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