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Die erstaunliche Geschichte der Charlie Keller

Charlie Keller, Sigmund Jähn-Groupie

Echt oder Fake? Egal. Ein toller Cosmic-Track aus der DDR über den Kosmonauten Sigmund Jähn taucht aus dem Nichts auf.

Bei dem Label Tapete Records lag jahrelang ein ORWO-Tonband mit einer Aufnahme-Session von „Charlie Keller“ rum, ohne es jemals angehört zu haben. Es war ihnen bei den „Flohmarkt-Recherchen“ für zwei Sampler in die Hände gefallen.

Sexy Kosmonauten-Groupie

Darauf befand sich auch ein extrem laszives Loblied auf den „Held der Sowjetunion“ und „Held der DDR“ Sigmund Jähn. Allerdings war über die Sängerin nichts bekannt, so startete Tapete Records einen Aufruf.

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Daraufhin gingen Hinweise ein, die ein interessantes deutsch-deutsches Schicksal der Sängerin zeigen: Charlie Keller soll ein Künstlername sein, der echte Name ist nicht bekannt. Sie soll als überzeugte Kommunistin freiwillig von der BRD in die DDR übergesiedelt sein. Dort konnte sie an der Hanns-Eisler-Musikschule in Ost-Berlin studieren, wurde aber wohl nie warm mit den Strukturen in der DDR. Daraufhin wurde sie in den 80ern ausgebürgert und ging zurück nach Westdeutschland. Seitdem verlieren sich die Spuren.
Hmm.

Die Geschichte ist fast zu schön, um wahr zu sein, aber daran zu glauben macht mehr Spaß. Sie klingt zwar nicht ganz so abwegig, wie beispielsweise die von Bronco „Babyman“ Babic oder seinen Hamburger Kollegen von Fraktus. Oder die Hitler-Tagebücher. Zweifel bleiben.
Auch die Taz glaubt die Geschichte nicht.

Aber lest selbst diese Geschichte über Charlie Keller beim Label.

Jedenfalls wurde das Stück „Ich, Sigmund Jähn“ restauriert und ist nun digital als Download bei Bandcamp erhältlich. Sogar ein Foto, das die Sängerin zeigen soll, kam mit den Hinweisen ans Tageslicht.

Das nun veröffentlichte Lied „Ich, Sigmund Jähn“ hat den typischen wattegehüllten, fetten Stillstand-Endsiebziger-Sound. Mehr Cosmic-Sound geht nicht! Und Kosmos! Und DDR! Meine Güte.

Die einmalige Chance eine hübsche, talentierte und vor allem westliche Kommunistin ins popkulturelle Schaufenster zu stellen wollte man sich im Kalten Krieg wohl nicht nehmen lassen. Pate hierfür dürfte der Erfolg des „Roten Cowboys“ Dean Reed gestanden haben. Vermutlich da sie ihr Temperament nicht unter Kontrolle hatte wurde es schlussendlich doch nicht gewagt ihre Musik zu veröffentlichen geschweige denn Keller öffentlich auftreten zu lassen. Zudem erschienen Kellers Texte höchstwahrscheinlich selbst für AgitProp-Verhältnisse als zu dick aufgetragen. 

Tapete Records
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