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Erfinder der Musikkassette Lou Ottens gestorben

Historisch: Ein Philips „Super Quality“ C-60 Ferro Tape, 1976

Heute wurde bekannt, dass der Erfinder der Musikkassette oder Compact Cassette Lou Ottens im Alter von 94 Jahren gestorben ist. Diese Nachricht fegte heute durch das Internet und die sozialen Medien. Nicht ohne Grund, denn ca. 30 Jahre lang hat diese Technik für die Verbreitung von Musik eine sehr wichtige Rolle gespielt. Kassetten konnte man immer und überall abspielen, jeder hatte ein Tape Deck oder einen Radiorekorder rumzustehen. Die Verbreitung eigener Musik war mit Kassetten einfach und vorallem erschwinglich, Amateurmusiker konnten ohne Label oder Plattenfirma ihre Musik vertreiben. Man konnte LPs aufnehmen, die es nicht mehr gab, oder die man sich nicht leisten konnte oder wollte. Man tauschte Musik. Punk wäre ohne Tapes nicht möglich gewesen.

Musikindustrie beleidigt

Die Musikindustrie hatte auch damals das Ende der Musikwirtschaft prophezeit („Hometaping is Killing Music„), meinte aber wohl nur die eigenen Profite, die zu der Zeit nicht anders als obzön zu bezeichnen waren. Völlig egal war denen die Demokratisierung von Musik, auch wenn sie davon im Nachhinein profitiert haben.

Als der niederländische Ingenieur Lou Ottens mit den ersten Entwürfen begann, sei es ihm vor allem wichtig gewesen, die seinerzeit verbreiteten Tonbänder zu verkleinern und dadurch mobil und handlich zu werden. „So groß wie eine Zigarettenschachtel“ war Ottens Maß, die Kassette musste also in eine Innentaasche einer Jacke passen. Nach den ersten Versuchen sei man über die gute Soundqualität überrascht gewesen, so dass eine Entwicklung für Musik eingeleitet wurde. Mit seinem Team entwickelte er von 1960-1965 dann die berühmte Compact Cassette.

Standard gesetzt

Um den Standard zu setzen, holte sich Philips frühzeitig Sony mit ins Boot. Mit ihrer Marktmacht gepaart dem praktischen Produkt konnte man schnell den Markt erobern. Die Kompakt Kassette hat Philips dann auf der Internationalen Funkausstellung 1963 in Berlin erstmal der Öffentlichkeit vorgestellt. Durch die stetige Weiterentwicklung des Bandmaterials („Chromdioxid“) und der Abspielgeräte konnte der Sound in den nachfolgenden Jahren verbessert werden, sodass zu LPs kaum ein Klangunterschied zu hören war.

Fertig bespielte Kassetten spielten in der Volksmusik- und Schlagerszene noch bis in die 90er Jahre eine große Rolle, ebenso Kinderhörspiele.

Die EP „In God we Trust“ von den Dead Kennedys passte komplett auf eine Kassetten-Seite, die zweite ließ das Label für die „eigene Nutzung“ frei. Bild: tumblr.com/jedivoodoochile
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